Afshin
Osanlu ist der Bruder von Mansour Osanlu. Mansour war ein Mitgründer und der
erste Vorstandsvorsitzende der Teheraner Busfahrergewerkschaft, der aufgrund
seiner gewerkschaftlichen Aktivitäten zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt wurde
und erst im vorigem Jahr freikam. Afshin wurde auch zu fünf Jahren Gefängnis
verurteilt und verbüßt seine ungerechte Strafe immer noch. Er hat vor zwei
Monaten einen Brief an die internationalen Arbeiter – und
Menschenrechtsorganisationen geschrieben. Dieser Brief wurde vollständig in
englischer Sprache übersetzt und an die Adresse vieler Organisationen,
darunter: I.L.U.- I.T.F.- einige Gewerkschaften – das europäische Parlament
u.s.w. geschickt . Wir drucken einige Auszüge aus diesem Brief in deutscher
Sprache.
„ Ich bin
Afshin Osanlu, ein Arbeiteraktivist und Busfahrer. Zurzeit befinde ich mich in
dem Gefängnis von Gohardasht (Redjaiishahr). Im Herbst 2010 haben mich einige
bewaffnete Zivilpersonen in der Schlafstelle des Busterminals verhaftet und in
die Gefängniszelle des Informationsministeriums, d.h. die Zelle 209 in Evin
Gefängnis, eingesperrt. Über fünf Monate wurde ich gefoltert und gedemütigt,
z.B. durch Kabelschläge auf die Füße, Laufzwang auf verletzten Füßen,
Schimpfwörter, 17 bis 18 Stunden Anhörungen und Schläge auf den ganzen Körper.
Durch solche Foltermethoden wurden einige meiner Rippen und Zähne gebrochen.In
dieser Zeit versuchte meine Familie, etwas über mich zu erfahren. Ihnen wurde
jede Auskunft verweigert. Ich durfte sogar meine alte Mutter nicht anrufen.
Ich bin
verheiratet und habe zwei Söhne.........Im Jahre 1997 wurde ich bei der
Teheraner Busgesellschaft angestellt und musste täglich 12 Stunden arbeiten. In
den vier Jahren meiner Arbeit in dieser Firma versuchte ich, immer korrekt zu
sein und habe mich in Zusammenarbeit mit einigen Kollegen für das Verbessern
der Arbeitsverhältnisse, das Bezahlen der fälligen Neujahrsgelder ,den Erhalt
der Arbeitskleider, die Anerkennung dieser Arbeit als Schwerarbeit, das
Abschaffen der Zeitarbeit, und gegen den Arbeitsmissbrauch einiger
Vorstandsmitglieder eingesetzt. Wir waren wie ein Dorn in den Augen der Manager
.Obwohl wir in vielen Fällen keinen Erfolg hatten,wurden wir immer wieder
schikaniert und mit Entlassungen bedroht.
Im Jahre
2001 habe ich während der Arbeit einen Autounfall gehabt. Außer 15 .000.000
Toman (~ 15.000 Euro zur damaligen Zeit – Re. ) als Anteil der Versicherung,
musste ich selbst 3.000.000 Toman zahlen. Das Arbeitsamt und der Vorstand der
Busfirma waren nicht bereit, mir finanziell zu helfen. Letztendlich hat sich
der Firmenvorstand bereit erklärt, diese Summe zu zahlen,vorausgesetzt, dass
ich meine Arbeitsstelle kündige. Da ich diese Summe nicht zur Verfügung hatte,
musste ich diesen Vorschlag akzeptieren.Ich musste nach vier Jahren
Schwerarbeit in dieser Firma, wieder bei Null anfangen.Sie haben mein Leben auf
dieser Weise stark zerstört. Meine Frau,die in dieser Zeit schwanger war,
erlitt einen Zusammenbruch. Von dieser Zeit war ich bis zu meiner Verhaftung bei
einer anderen städtischen Busfirma beschäftigt...........
Nach zirka
einem Jahr der Verhaftung in den Gefängniszellen 209 und 350 wurde ich in die
Abteilung 15 des Revolutionsgerichts unter Vorsitz des Richters Zalawati zu 5
Jahren Gefängnis verurteilt. Ich wurde mit der Beschuldigung der
Sicherheitsgefährdung verurteilt. Während der Zeit meiner Verhaftung und auch
bei der Gerichtsverhandlung wurde mir
verweigert, einen Rechtsanwalt beiseite zu haben. Die ganze Verhandlung hat nur
ein paar Minuten gedauert.I ch habe gegen das Gerichtsurteil protestiert, aber
es wurde mir auch die Einsicht in die Akten verweigert. Ich wurde zu unrecht
und mit trügerisch – unbegründeten Beschuldigungen zu 5 Jahren Gefängnis
verurteilt, wovon zwei Jahre vergangen sind. Ich habe keine politische
Tätigkeiten gehabt und war auch nicht Mitglied irgendeiner Partei......Mein
einziges „Vergehen“ war das Bestreben für die gerechten Forderungen der
Arbeiter der Vahed-Gesellschaft, die aber mit der Verhaftung der Arbeiter und
durch die verhängten Gefängnisstrafen nicht in Vergessenheit geraten werden.
Forderungen wie:
die
Schaffung einer unabhängigen gewerkschaftlichen Organisation für die
Wahrnehmung der gerechten und legalen Forderungen,
die
Verbesserung der Löhne in Anbetracht der Inflation und
das
Verhindern der Willkür der Arbeitgeber bei Lohnzahlungen,
das Einbeziehen der Regierung zur Hilfe auf
Sozialversicherung, Dauerverträge, ..........
Hiermit bitte ich die internationalen
Organisationen I.L.U. und I.T.F. unseren
ungerechten Zuständen - den Arbeitern des Transportwesens - und auch meiner
ungerechten Verurteilung Aufmerksamkeit zu schenken, so dass auch die
Menschenrechtsorganisationen und alle Arbeiter, insbesondere die des Transportwesens darüber informiert
werden,damit alle in der Welt erfahren können, dass in unserem Land die
grundlegenden und menschlichen Rechte der Arbeiter und Werktätigen nicht
berücksichtigt werden und jeder Protest
und Forderung mit Belästigung, Beleidigung,Folter und
Gefängnisstrafen beantwortet werden.
Mit der
Hoffnung eines besseren Morgens für alle
Afshin
Osanloo 07.08.2012